Eine grosse Herausforderung der heutigen Gesellschaft ist die Überfrachtung unserer Tage mit Inhalten – will heissen, dass viele von uns sich meist gestresst und leicht überfordert fühlen. Wir können nun philosophisch werden und fragen, weshalb dem so ist? Wir haben von allem zu viel: Zu viele Kleider, zu viele Gegenstände, zu viele Ziele, die wir gleichzeitig erreichen wollen und zu viele Termine und Aufgaben. Ausmisten wäre eine Idee, oder? Doch statt hier ein Marie Kondo-Seminar auf den Terminkalender anzuwenden (auch wenn das durchaus eine gute Idee ist), möchte ich ein Geschichte platzieren, die unsere Einstellung gegenüber „all den wichtigen und dringenden Dingen“ sofort ändern kann.
Das Finale vor Augen*
Eine junge Frau, stellte stets sehr hohe Anforderungen an sich, war gesellschaftlich engagiert und verfolgte viele Hobbies. Sie war vor drei Jahren Mutter geworden und versuchte Beruf, Mutter-und Ehefrausein unter einen Hut zu bringen. Dafür eilte sie stets von einer zur nächsten Aufgabe und war oft gestresst. Bei einer Routineuntersuchung wurde bei ihr Krebs im Endstadium festgestellt. Ihr sollte nach Einschätzung der Ärzte noch ein Jahr bleiben. Geschockt von dieser niederschmetternden Diagnose suchte sie Rat bei einem Coach und versuchte, ein Strohhalm zu finden, welcher ihr ermöglichen sollte, mit ihrer Situation so positiv wie möglich umzugehen. Im Coaching erarbeitete sie den Leitsatz, der ihre verbleibende Zeit formen sollte: Ich habe keine Zeit um mich zu beeilen. Sie war nicht mehr bereit, Zeit mit ihren Liebsten oberflächlich zu verbringen, weil sie in Gedanken schon bei der nächsten Tätigkeit war. Stattdessen wollte sie Tiefe in ihre Beziehungen bringen.
Die Freude der freien Entscheidung
Natürlich können wir nun sagen: Ich habe aber keinen Krebs im Endstadium und es gibt halt so viele Dinge, die erledigt werden müssen. Wenn wir jedoch in der oben beschriebenen Situation wären, würden wir nicht auch sofort unser Leben umstellen? Ziemlich sicher. Warum also müssen wir zuerst mit einer schrecklichen Diagnose konfrontiert werden, bevor wir unsere Prioritäten bewusst ordnen und danach leben?
Dies ist unser Appell an dich heute. Vermutlich ist dir dieser Gedanke auch schon gekommen. Es lohnt sich, diese Gedanken immer und immer wieder bewusst zu betrachten, ja vermutlich sogar uns folgende Frage täglich zu stellen: Wenn ich wüsste, dass ich nur noch kurze Zeit zu leben hätte, was wären meine drei wichtigsten Absichten im Leben? Womit würde ich meine Zeit verbringen wollen?
Es geht nun nicht darum, dass du sofort deine Arbeit aufgibst und reisen gehst. Doch es soll dich motivieren, deine Absichten zu priorisieren und nicht immer dies und das und jenes dazwischenkommen zu lassen.
* Quelle: Tara Brach Podcast, Winds of Homecoming, 13. Januar 2018.
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