Oben genanntes Wissens-Goldstück habe ich ganz zu Beginn meiner Laufbahn von einem erfahrenen Coach geschenkt bekommen. Es ist eine Weisheit, die nicht nur in geschäftlichen sondern auch in privaten Beziehungen gilt. Schnell zeigte sich aber, wie schwer es ist, dieses Wissen in die Tat umzusetzen. Warum? Weil uns der Drang eigene Kompetenz und Wissen zu präsentieren in die Quere kommt. Ehe wir uns versehen reden wir auf unsere Mitarbeiter, Freunde, Partner und Kinder ein, wie sie was zu erledigen haben. Besonders bei kleinen Kindern, die noch nicht höflich Interesse vorspielen, kann man beobachten, dass dieses Vorgehen sofort auf Widerstand stösst und die Kinder auf Durchzug schalten.
Fragen signalisieren Interesse und Wertschätzung am Gegenüber
Wenn wir unserem Gegenüber unser Wissen aufzwingen, suggerieren wir damit gleichzeitig – ohne dies bewusst zu wollen, dass sein Vorgehen oder seine Ansicht nicht gut oder zumindest nicht optimal ist. Das Gegenüber fühlt sich herabgesetzt, nicht wertgeschätzt. Der Wunsch nach Validierung hat jedoch bereits Maslow in seiner weit bekannten Bedürfnispyramide als fundamental wichtig für ein Individuum identifiziert.
Wenn wir stattdessen mit offenen Fragen versuchen herauszufinden, warum unser Gegenüber eine Aufgabe auf eine bestimmte Weise erledigt hat, dann signalisieren wir Interesse was auch als Wertschätzung empfunden wird. Natürlich muss man gerade als Vorgesetzter Verbesserungsvorschläge oder -wünsche anbringen können. Der Mitarbeiter ist jedoch viel eher für Ratschläge offen, wenn zuvor sein Vorgehen tatsächlich verstanden und anerkannt wurde.
Achtung: In diesem Fall funktioniert die Fragetechnik nicht
Die Fragetechnik funktioniert allerdings nur, wenn wir als Fragende aus echtem Interesse offene Fragen formulieren und die Antwort aufmerksam anhören. Der Schuss geht nach hinten los, wenn wir lehrerhaft Quizfragen formulieren und versuchen unser Gegenüber auf die „richtige“ Antwort hinzulenken. Dann wiederum entsteht rasch das Gefühl beim Gegenüber, dass manipuliert wird, was auch nicht echtem Interesse entspricht.
So überlisten wir unseren Geltungsdrang
Eingangs habe ich bereits erwähnt, dass wir bei der Umsetzung der Fragetechnik oft an unserem eigenen Ego scheitern, das sich in Szene setzen will. So lange es noch nicht eine Gewohnheit ist, zuerst Fragen zu stellen bevor wir Wissen verbreiten, hilft ein kleiner Trick: Setze eine bewusste Absicht vor einem Gespräch, dass du Informationen beschaffen, also Fragen stellen willst. Somit aktivierst du bewusst diejenigen Hirnregionen, welche dich dabei unterstützen. Du kannst das entweder durch ein kurzes Innehalten und innerliches Repetieren vom Satz: „Wer fragt, der führt,“ oder “Durch Fragen zeige ich Interesse und Wertschätzung und das ist mir wichtig,” sein. Oder du klebst ein Post-it mit einem Fragezeichen auf deinen Schreibtisch und blickst immer wieder darauf. Das unterstützt dich dabei, deine Kommunikation zu verändern, deinem Gegenüber mehr Wertschätzung entgegen zu bringen und schliesslich bessere Gespräche und zufriedenere Mitarbeiter zu haben.